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Die Aufgabe des Managements besteht darin, Informationen aus dem organisatorischen Umfeld zu gewinnen, zu verarbeiten, zu interpretieren und konzeptionalisieren, um daraus eine Handlungsweise festzulegen (Strategie, Organisationsdesign, Lenkung des Betriebs usw.). Während der Zugriff, die Interpretation und Verarbeitung von Informationen aus dem organisatorischen Kontext immer eine notwendige Managementaufgabe war, wird dies immer kritischer und schwieriger, da Märkte und Kunden weniger vorhersehbar und internationale Märkte viel relevanter geworden sind.
Beispiel für solche komplexen Kontexte sind wissensintensive Branchen wie Biotechnologie, Computer, Gesundheitswesen, professionelle Dienstleistungen. „Organisationen, die in solchen Umgebungen tätig sind, sind stark auf die Aktivität ihrer Mitglieder angewiesen „(Snow et al.i).
Als Reaktion auf diese komplexen externen Entwicklungen sind Unternehmen auch intern viel differenzierter geworden (unterschiedliche Organisationsstrukturen, Spezialisierung, Segmentierung von Unternehmen / Regionen, Internationalisierung usw.), was die Kundenorientierung, Flexibilität und Rentabilität verbessert und gleichzeitig die Komplexität erhöht, d.h. das externe „Chaos wird in die Organisation selbst importiert“, die „Eigenkomplexität“ (R.Wimmer ii) steigt.
Bei der erforderliche Änderung der Managementkultur und -philosophie geht es im Kern darum, „managen“ aus neuer Perspektive als Funktion oder „organisatorische Fähigkeit“ zu verstehen, nicht als die Rolle und Fähigkeit einiger weniger „Führungskräfte“. Daher muss die Funktion „managen“ von der Idee der personalisierten Rolle getrennt und auf viele Köpfe verteilt werden, um die „komplexitätsadäquate Organisation“ zu schaffen, die ihre „Eigenkomplexität“ bewältigen kann.
Organisationen benötigen daher eine postheroische Managementphilosophie und einen Ansatz, der eine innovative Umgebung, sich entwickelndes Lernen, den Einsatz kollektiver, verteilter Intelligenz und kollaborativer Strukturen hervorbringt.
Entscheidungs-, Entwicklungs- und Innovationsprozesse müssen besser integriert, Abteilungen und Bereiche stärker vernetzt und die Potentiale und das Wissen der Menschen besser genutzt werden. Ein wichtiger und oft unterschätzter Faktor sind dabei die internen Netzwerke, die sich mit der Methode der ONA gut analysieren lassen. Unternehmen haben bereits interne und externe, informelle Netzwerke. Sie müssen ihnen meist nur die richtigen Impulse geben, um sie zu optimieren und besser zu nutzen. Selbstorganisation in Netzwerken ist schneller und flexibler als der Umbau und die Mobilisierung formalisierte Strukturen. Dies zeigt sich besonders dann, wenn ungewöhnliche, nicht bekannte Situationen gelöst und Krisensituationen bewältigt werden müssen.
Die Organisationale Netzwerkanalyse (ONA, auch Soziale Netzwerkanalyse – SNA- genannt) und die auf ihr aufbauende Entwicklung von Organisationsnetzwerken unterstützt Unternehmen, die agiler werden wollen, dabei, eine Bestandsaufnahme ihrer Netzwerke zu machen und Maßnahmen zu identifizieren für schnelleren Wissenstransfer, Innovation über Bereichsgrenzen hinweg, Optimierung von Kommunikation und Kooperation, Effizienzsteigerung bei Veränderungsprozessen.
Die ONA liefert Führungskräften u.a. Informationen darüber:
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Welche Mitarbeitenden wesentliche Wissensträger, Kommunikatoren und Strategen sind. Dabei werden häufig „hidden champions“ entdeckt, Talente, die nicht unbedingt in prominenten (Führungs-) rollen sind und die keiner auf dem Schirm hatte.
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Welche Mitarbeiter ausreichend vernetzt sind und wo es Kommunikationslücken gibt
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Welche Mitarbeiter oder Mitarbeitergruppen (z.B. nach Alter, Profession oder Geschlecht analysiert) welchen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Unternehmens haben
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Welche Abteilungen eine Schlüsselrolle im Unternehmen spielen und welche zu wenig ins Spiel kommen.
In unserem Artikel „Wie gut funktionieren die Netzwerke in Ihrem Unternehmen“ erläutern wir, welchen Nutzen die Organisationale Netzwerkanalyse für Führung und Management hat, und wie man sie nutzen kann. https://bit.ly/2EDJnrF
i Snow et al: Designing the digital organization. Journal of Organization Design (2017) 6:7 DOI 10.1186/s41469-017-0017-y
ii Wimmer, R.: Führung und Change Management als Grundlage einer dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit. In: Roehl/Asselmeyer (2017): Organisationen klug gestalten
Blogbeitrag Susanne Lakoni und Michael