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Wie können Netzwerke dem beruflichen Erfolg und bei beruflichen Veränderungen nützen?
Netzwerke sind „IN“, Facebook, XING oder LinkedIn Accounts werden von Privatpersonen und Unternehmen angelegt und – mehr oder weniger gut – gepflegt und genutzt. Es gibt aber oft verschwommene Vorstellungen darüber, was Netzwerke eigentlich effektiv macht.
Was heißt also professionelles Netzwerken? Vorab sollte der ambitionierte Netzwerker sich eines klar machen: der Begriff soziale Netzwerke ist nicht ist erster Linie eine Frage der Online Möglichkeiten des Vernetzens bei Facebook & Co. Soziale Netzwerke gibt es solange es menschliche Gemeinschaften gibt und ihre Erforschung begann lange vor dem Internet, z.B. mit Experimenten von Stanley Milgram in den 60iger Jahren zum „Kleine Welt“ und „Six Degrees of Seperation“ Phänomen.
Wenn Sie Ihre Netzwerke optimal beruflich nutzen wollen, sollten Sie also zunächst wissen, warum die Investition in Netzwerke sinnvoll ist und was gute Netzwerke ausmacht.
Lohnt sich die ganze Mühe mit dem Netzwerken überhaupt?
Ein soziales Netzwerk ist die Summe der konstruktiven Beziehungen, die ein Mensch, eine Gruppe oder ein Unternehmen zu anderen hat.
Verschiedene Studien weisen u.a. darauf hin, dass Personen, die gut vernetzt sind, auch erfolgreicher sind [1].
Personen, die in ihren Netzwerken Informationen und Wissen teilen erhalten bessere Mitarbeiterbeurteilungen, nicht weil sie mehr „verfilzt“ sind, sondern weil zu ihnen mehr Informationen fließen und akkumuliertes Wissen und Bekanntheit mit anderen Know-How Trägern wertvoll ist, um z.B. neue Ideen zu entwickeln [1]
Es geht also nicht darum, dass man durch Netzwerke viele „Freunde“ in der Firma hat und von diesen deshalb „gefördert“ wird, sondern darum, dass man durch sie
- weit über den Tellerrand schauen und deshalb
- leichter viele Ideen kombinieren und zu Neuem verknüpfen kann oder dass man
- Sachverhalte aus verschiedenen Perspektiven beurteilen kann und letztlich dadurch
- zu realistischeren Einschätzungen eines Problems und besseren Lösungsideen kommt. So ist laut einer Studie der Erfolg von IT Spezialisten in hohem Maße von ihrem technischen und organisatorischen Wissen abhängig, also zu wissen, wie das Unternehmen tickt, was realistische Möglichkeiten für ein Projekt sind, wer Einfluss hat, eine Idee umzusetzen usw. Netzwerke sind für sie ein wesentlicher Weg, dieses Wissen aktuell zu halten. IT Spezialisten mit offenen Netzwerken sind überdurchschnittlich erfolgreich in ihren Mitarbeiterbeurteilungen [2].
Soziale Netzwerke, auch als „Soziales Kapital“ bezeichnet, ersetzen nicht die Kompetenz des Einzelnen, im Gegenteil, sie wirken als Verstärker und Ermöglicher von persönlichen Fähigkeiten und Leistungen und denen von Teams. Warum? Zum Beispiel, weil sie neue Anregungen geben, dabei helfen mit den Netzwerkontakten eine Idee auf ihre Akzeptanz zu überprüfen, und sie bekannt zu machen, oder weil mit ihrer Hilfe einflussreichen Personen als Unterstützer für ein Vorhaben gewonnen werden können.
Anders gesagt, man bringt in eine (neue) Firma zum einen seine Kompetenzen ein, sein persönliches Humankapital. Damit dies „auf die Straße kommt“, also Nutzen stiften kann, braucht es zusätzlich das Soziale Kapital des persönlichen Netzwerks innerhalb und außerhalb der Firma oder Institution in der man arbeitet. In einer Formal ausgedrückt heißt das:
Humankapital + Sozialkapital = Erfolg.
Netzwerke haben noch weitere nützliche Eigenschaften für die Karriere:
- Stellen, die durch Netzwerke gefunden werden, sind oft passender zum eigenen Profil und den Wünschen an den Job
- In den über Netzwerke gefundenen Jobs kann man stärker seine Fähigkeiten einbringen, und
- Es ist oft weniger aufwändig, über Netzwerke eine geeignete Stelle zu finden
- Und wichtig für die Personalbereiche des Unternehmens: Personen, die über Netzwerke zu Ihrer Firma finden, bleiben aufgrund der o.g. Faktoren länger im Unternehmen
- Unternehmen profitieren auch von gut vernetzten Mitarbeitern, weil die so schneller Lösungen finden, Unterstützung gewinnen und Innovationen vorantreiben können.
Wie werden soziale Netzwerke zu Diamanten?
Gut, nun sind Sie möglicherweise noch mehr überzeugt, dass Netzwerken eine gute Sache ist. Es reicht aber nicht aus, einfach nur viele Kontakte zu sammeln, egal ob auf Social Media oder im Adressbuch.
Welche Eigenschaften müssen Netzwerke haben, um den beruflichen Erfolg zu unterstützen und nützliche Beiträge für das Unternehmen oder die Organisation zu leisten?Ein Vergleich hilft da weiter: Diamanten und Bleistifte bestehen aus demselben Grundstoff, dem Kohlenstoff. Der Unterschied: In Diamanten ist dieser Kohlenstoff zu vielfältigen Verbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen vernetzt, während der Kohlenstoff im Graphit des Bleistifts relativ einfache Verbindungen von Kohlenstoff aufweist.
Für soziale Netzwerke übertragen bedeutet das: die Qualität des Netzwerkes hängt nicht mit dem einzelnen Element, also den einzelnen Personen in meinem Netzwerk zusammen. Auch die Menge der Kontakte ist nicht entscheidend, sondern die Netzwerkstruktur macht den Unterschied zwischen professionellem und unprofessionellem Netzwerken aus.
Grundsätzlich können Sie soziale Netzwerke in zwei Typen unterscheiden. Nehmen wir das Netzwerk von Klaus K. Er hat 10 Personen in seinem Netzwerk, mit denen er häufiger wichtige Themen in der Firma diskutiert, sich Rat holt oder mit denen er Ideen bespricht. Die meisten dieser Personen kennen sich ebenfalls untereinander und tauschen sich wie Klaus K, miteinander aus. Außerdem haben sie ähnliche Berufe und sind in der gleichen Altersgruppe, um die 40 Jahre alt. Sein Netzwerk ist eher wie das Graphit des Bleistifts, einfach strukturiert.
Claudia C. hat ebenfalls 10 Personen als ihre engsten Netzwerkkontakte. Diese kennen sich allerdings nicht untereinander, haben unterschiedliche Berufe und sind aus der Altersgruppe Ende 20 bis 60 Jahre. Ihr Netzwerk weißt wie die Struktur des Diamanten eine hohe Vielfalt auf und verschafft ihr Zugang zu ganz unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereichen.
Das Netzwerk von Klaus K. ist relativ geschlossen, das von Claudia C. im Vergleich dazu relativ offen.
Das hat ganz praktische Konsequenzen; das Netzwerk von Klaus K. ist nützlich, um sich schnell Unterstützung von Gleichgesinnten zu sichern. Das Netzwerk von Claudia C. ist dagegen besser geeignet, um Impulse, Ideen und Anregungen aus unterschiedlichen Erfahrungs- und Arbeitsbereichen zu bekommen oder z.B. um schnell von innovativen Technologien oder neuen Jobmöglichkeiten zu erfahren.
Wie baut man erfolgreiche Netzwerke auf?
Wichtig ist die Ausgewogenheit des Netzwerkes zu beachten. Wer nur offene Netzwerke wie das von Claudia C. hat, dem Fehlen Unterstützer, im Falle von Klaus K. dagegen können leicht neue Impulse fehlen.
In der Praxis zeigt sich meist folgendes Bild: wir neigen dazu, unsere Netzwerke eher wie die von Klaus K. zu entwickeln, wir „kuscheln“ lieber mit Gleichgesinnten als uns der Herausforderung zu stellen, mit Menschen Kontakt aufzunehmen und umzugehen, die aus anderen Berufe, Kulturen, Altersgruppen oder Arbeitsbereichen stammen. Ein buntes Netzwerk hat jedoch viele Vorteile, die es lohnen, die Komfortzone zu verlassen.
Wenn Sie ihr Netzwerk erfolgreich gestalten wollen sollten Sie:
- Analysieren, ob ihr Netzwerk hinsichtlich der Personen und Organisationen eher mehr vom gleichen oder vielfältig ist
- Bewusst Kontakte aufbauen zu Menschen aus anderen Lebens- und Arbeitsbereichen, die andere persönliche Merkmale als Sie selbst haben
- Diese Kontakte aktiv pflegen. Mehr zu diesem Punkt in einem späteren Blog.
Der Lohn, neben der Chance, seine berufliche Karriere zu verbessern? Den eigenen Horizont zu erweitern macht Spaß, wenn man erstmal aus der Komfortzone des Kuschelnetzwerkens herausgetreten ist.
Interne Personal- und Organisationsentwickler können Mitarbeiter des Unternehmens mit ganz konkreten Massnahmen unterstützen, noch professioneller zu netzwerken
- Veranstaltung von Netzwerk-Events
- Qualifizierung zum Netzwerken
- Einsatz von Vernetzungstools, die Mitarbeiter verschiedenster Arbeitsbereiche zusammen bringen
Für weitere Anregungen empfehlen wir unsere Kurzfilme
https://vimeo.com/127715860
https://vimeo.com/127715859
Verwendete Literatur
[1] Marques, D.V. (2008): Knowledge sharing networks and performance. In: COMPORTAMENTO ORGANIZACIONAL E GESTÃO, 2008, VOL. 14, N.º 2, 161-192 [2] Burton, P. et al (2010): Social Network Position and Its Relationship to Performance of IT Professionals. In: Informing Science: the International Journal of an Emerging Transdiscipline. Volume 13, 2010. [3] Franzen, A,/ Hangartner, D. (2005): Soziale Netzwerke und beruflicher Erfolg. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 57, Heft 3, 2005, S. 443–465Copyright Michael Thiel 2016